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Die türkische Sprache

Geschichte und Merkmale

G. Schimmelpfennig

Von den Chinesen wurden die Türken Tu-küe oder Tür-küt genannt, was so viel bedeutet wie ,,die Mächtigen". Nach chinesischen Geschichtsquellen lässt sich die Geschichte der Türken bis 1800 vor Christus zurückverfolgen. Ursprünglich lebten die Türken nördlich bzw. westlich von China und besiedelten später die Steppen bis zum Kaspischen Meer und zum Ural.

Nach dem Untergang des Göktürken-Reiches (552 bis 745) entstand im Osten das turkstämmige Reich der Uiguren, das sich vom Baikalsee bis zum Gelben Fluss erstreckte. Die Geschichte des Göktürken-Reiches wurde in den Orchon-Inschriften festgehalten, die im Orchon-Tal in der heutigen Mongolei gefunden wurden.
Der Überlieferung nach mussten die Türken aufgrund der lang anhaltenden Dürre ihr Urvaterland in Zentralasien verlassen. Sie zogen über Nord-Persien nach Kleinasien und auf die Balkanhalbinsel. Ein anderer Stamm (die Uraltürken) breitete sich über das südliche Russland und den nördlichen Kaukasus aus.

Typologisch gesehen gehört Türkisch zu den Turksprachen, die zusammen mit dem Mongolischen, Koreanischen, Tungusisch-Mandschurischen und (mit Vorbehalt) Japanischen zur Familie der ural-altaischen Sprachen zählen. Aufgrund ihres agglutinierenden Sprachbaus, der Vokalharmonie und der Grammatik (s. u.) werden Finnisch und Ungarisch dem uralischen Zweig dieser Sprachfamilie zugeordnet.  

Grammatikalisch gesehen weist die türkische Sprache eine durchgehend agglutinierende Wortbildung und Flexion auf. Der lateinische Begriff "Agglutination" bedeutet wörtlich "aneinander leimen". Demnach werden syntaktische Beziehungen im türkischen Satz durch "Aneinanderleimen" der Suffixe, d. h. der grammatischen Endungen, ausgedrückt. die Entstehung der Wörter geschieht auch nach dem Prinzip der Agglutination. die Endungen signalisieren dabei in der Regel nur eine bestimmte Flexionskategorie, d. h. bei Substantiven Numerus, Kasus und bei Verben Person, Zeit usw.

Das entscheidende Merkmal der Suffixe ist, dass jede grammatische Bedeutung stets durch ein und dasselbe Suffix (Morphem) ausgedrückt wird. Abgesehen von Erfordernissen der Vokalharmonie (s. u.) sind die Morpheme unveränderlich. Jedes Morphem hat im Satz nur eine spezifische Bedeutung bzw. grammatische Funktion. Die Suffixe werden in einer bestimmten Reihenfolge aneinandergehängt, d. h. agglutiniert, z. B:
Çocuk-lar-ınız-la (Kind+PL+Ihr+mit) (mit Ihren Kindern).

Die Suffixe spielen im Türkischen eine überaus wichtige Rolle. An Stämme können im Türkischen bis elf, in seltenen Fällen sogar bis siebzehn Suffixe treten, z. B.
 Buluşamadıklarımızdan mısınız?
(Gehören Sie zu jenen, mit denen wir uns nicht haben treffen können?).
Im Normalfall werden in der gesprochenen Sprache selten Wörter mit mehr als drei bis vier Suffixen verwendet.

Es gibt im Türkischen keine Artikel und kein grammatisches Geschlecht. Relativsätze werden durch Partizipial- und Gerundivkonstruktionen ersetzt. Generell werden statt Nebensätzen nominalisierte komplexe Verbalformen verwendet. Das Verbum steht im Türkischen am Satzende. Die normale Satzfolge ist S-O-V (Subjekt-Objekt-Verb).

m_fld15_heissluftballon-kappadokien Türkisch - Türkische Sprache - Spracheninstitut Uni Leipzig
Heißluftballons über Kappadokien
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