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Interview mit Frau Schimmelpfennig

Fragen zur Sprache, zum Land und zu Bräuchen

Gülseren Schimmelpfennig

Fragen zur Sprache

Auf welche Probleme stoßen besonders Deutsche beim Erlernen des Türkischen?

  • Die türkische Grammatik ist ganz anders als die deutsche.
  • Es gibt oft viele verschiedene Wörter für die gleiche Sache.
  • Ungewohnte Sprachstruktur (agglutinierende Sprache), vieles wird über Endungen, die aneinander gereiht werden, ausgedrückt.
  • Das Prinzip einiger Zeitformen ist für Deutsche schwer zu durchschauen (besonders Aorist).

Wie viele Stunden Türkisch-Unterricht braucht man ungefähr, bis man sich ohne Dolmetscher im Land bewegen kann?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten: Es kommt drauf an, wie schnell man lernt und was man im Land tun möchte. Als Tourist kommt man auch mit Englisch oder Deutsch, bei Bedarf mit Händen und Füßen, zurecht. Für einen Umzug in das Land sind weitreichendere Sprachkenntnisse sinnvoll. Insgesamt ist Türkisch aber im Vergleich zu anderen Sprachen nicht besonders viel schwerer zu erlernen.

Bitte, nennen Sie uns 5 Tipps für alle, die Türkisch lernen möchten.

  • Viel mit türkischsprachigen Menschen reden,
  • Türkisches Fernsehen schauen,
  • Fleiß und Disziplin beim Lernen (Vokabeln),
  • Tandempartner suchen,
  • guten Sprachkurs suchen.
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Türkischer Tee
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Fragen zur Mentalität

Worin unterscheidet sich der Alltag in der Türkei und Deutschland besonders deutlich?

  • Die Familie verbringt seeeehhr viel Zeit miteinander. 
  • Autofahren ist nur was für Hartgesottene: Wer hupt, gewinnt.
  • Tanken ist sehr teuer.
  • Kinder bleiben länger wach. Die Schlafenszeiten sind nicht mit denen in Deutschland vergleichbar.

Welches sind die größten Fettnäpfchen, die auf einen Deutschen in der Türkei warten?

  • Reizthemen meiden: Tagespolitik, Religion, Zypern, Armenien, Kurdistan.
  • Positiv: Lob für Modernität der Türkei, Wertschätzung der Gastfreundschaft.
  • Einladungen sind anzunehmen – Gegeneinladungen aussprechen!
  • Fastenzeit respektieren.
  • Gebetsrufe des Muezzins nicht belächeln.
  • Sitzen Sie gegenüber, so schließen sie die Beine.
  • Lautes Putzen der Nase ist unhöflich.

Gibt es ein Lebensmotto der Türken? Wenn ja, wie heißt es? 

Der Mensch soll sein Bestes tun, um die Zukunft zu gestalten. Aber das Leben folgt letzten Endes einem vorgegebenen Weg.

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Ballons über Kappadokien -
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Fragen zum Land

Wenn man nur eine Woche Zeit für einen Aufenthalt in der Türkei hätte, was sollte man unbedingt sehen? 

Unbedingt nach Istanbul fliegen! 

  • Sehenswürdigkeiten in Istanbul: Hagia Sophia, Sultan-Ahmed-Moschee, Topkapi Palast, der große Basar, Galataturm in Beyoglu.
  • Hamam – türkische Badekultur mit Wellness pur.
  • Essen & Trinken in Istanbul.
  • Nachtleben in Istanbul – feiern am Bosporus.

Welche Gerichte würden Sie bei einem Besuch in einem türkischen Restaurant unbedingt empfehlen? Gibt es auch ein Gericht, das man besser meiden sollte?

  • Çiğ Köfte habe ich selbst nicht gegessen, aber ich wurde von Türken davor gewarnt, dass Sie nicht jedermanns Geschmack sind.
  • Unbedingt essen: sarma, mantı, kıymalı / sucuklu /ıspanaklı pide, börek; Nachspeise: revani (irmik tatlısı) und natürlich baklava und kadayIf (nichts für zuckerscheue Menschen).
  • Keine Scheu vor Joghurt, der für Deutsche ungewöhnlich häufig zu gefühlt fast allen Speisen gereicht wird.
  • Im Alltag wird weniger Fleisch als in Deutschland gegessen.
  • Okraschoten (bamya) sind äußerst lecker.

Was schätzen Sie besonders am Land Türkei?

Gastfreundschaft und Freundlichkeit, tolles Essen, insgesamt die Atmosphäre, schöne Sprache, schöne und vielfältige Landschaft.

Gibt es etwas Besonderes, was Sie an Weihnachten in der Türkei mögen? Vermissen Sie das hier?

In der Türkei wird Weihnachten immer beliebter. Nur wird nicht die Geburt Christi gefeiert, sondern das neue Jahr.
Statt „Noel“, dem türkischen Wort für Weihnachten, ist überall von „Yilbasi“ die Rede: Zwischen Bosporus und Ararat wird nicht die Geburt Christi gefeiert, sondern das neue Jahr. Folgerichtig heißt der Weihnachtsbaum auch „Neujahrsbaum“, die Weihnachtsgeschenke werden als „Neujahrsgeschenke“ verteilt. Eine entsprechende Traditionen gibt es in der Türkei zwar nicht, die Gelegenheit zum Feiern wird aber gern angenommen.

Da die westlichen Weihnachtsfeiertage um den 25. Dezember in der muslimischen Türkei normale Arbeitstage sind, der Neujahrstag aber ein staatlicher Feiertag ist, entsteht eine Art verlängertes Silvesterfest mit Weihnachtsmotiven und Nikolaus-Kostümen.
 

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Türkischer Tee
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