Portugal und die Fußball-WM
J.S. Monteiro im Interview
J. S: Monteiro kommt aus Portgual und unterrichtet Portugiesisch am Spracheninstitut.
Magst Du Fußball?
Ja, sehr.
Welche Rolle spielt Fußball in Deinem Land?
Fußball spielt eine riesige Rolle in Portugal. Man sagt, Portugal ist als Land nur durch Fußball und Fado bekannt geworden, d. h. in den 60er Jahren durch Eusébio im Fußball und Amália Rodrigues als Fadosängerin. In den letzten Jahren spricht man stolz über Figo, Rui Costa und Cristiano Ronaldo.
Was ist anders als bei uns?
Man redet immer und überall über Fußball. Er ist das Thema Nummer eins. Man trinkt einen Kaffee in einem Café und plötzlich spricht man mit einem Unbekannten über Fußball, am Ende bekommt man den Kaffee bezahlt oder spendiert dem Unbekannten sein bestelltes Getränk. Man hat das Gefühl, dass jeder ein Trainer ist, der es besser kann. Überall an den Fenstern sieht man die Fahne von Portugal. Auch alte Menschen fiebern mit.
Was denkst Du, wie weit Deine Mannschaft kommt? Wo liegen die Stärken Deiner Mannschaft?
Ich denke, Portugal ist ein kleines Land und hat ein riesiges Potential, aber die Portugiesen schaffen irgendwie nie den Titel. Viele sagen, die Schiedsrichter „erfinden“ immer etwas gegen Portugal, z. B. einen Elfmeter, den man nicht pfeifen würde. Es fehlt die Vision, die Mannschaft mit Jungs zu erneuern, die Talent gezeigt haben. Schon die jetzige Nominierung war strittig, da der Trainer z. B. Quaresma und Adrien zu Hause lässt. Meiner Auffassung nach hat Portugal eine Start-Elf mit 3 schwachen Stellen: Joao Pereira, Miguel Veloso und Postiga. Man stellt sich die Frage, wie kann man mit einem Stürmer wie Postiga oder Almeida Weltmeister werden. Auf der Bank gibt es keine richtigen Alternativen. Leider spielt Portugal keinen modernen, objektiven, schnellen Fußball, bei dem man mit wenigen Ballberührungen und hohem Tempo zum Ziel kommt. Die Portugiesen spielen technisch schön, aber auch mit vielen unnötigen Tricksereien. Sie brechen ständig den Rhythmus eines Spieles mit individuellem Ausdribbeln, anstatt schnell nach vorne zu spielen, um dem Gegner die Reorganisierung zu erschweren und ihn somit zu überraschen. Wir benötigen normalerweise viele Chancen, um ein Tor zu schießen. Ronaldo ist genial, aber es spielen 11 Spieler. Wenn die Mannschaft nicht spielt, kann Ronaldo das Problem nicht allein lösen. Außerdem benötigt er Spieler, die ihm die Bälle geben, dann macht er normalerweise eine fantastische Arbeit. Ich glaube, er hat Pech, diese nominierte Mannschaft ist nicht gut genug für sein Talent. Portugals Mannschaft ist keine gefährliche Fußballmaschine, trotzdem kann sie jede Mannschaft schlagen. In der letzten Europameisterschaft ist sie im Halbfinale ganz knapp gegen Spanien per Elfmeterentscheidung ausgeschieden. Deswegen bleibt der Traum von der Weltmeisterschaft bestehen.
Schaust Du Dir die Spiele an? Mit wem und wo?
Normalerweise mit Freunden in einer Kneipe in Leipzig oder mit meinen Söhnen zu Hause.