Fröhliche Weihnachten

Weihnachten im Erzgebirge

Dienstag, 24. Dezember 2013 | Dr. Roberto Mann

Weihnachten in Mitteldeutschland, da denkt man zuerst an das Erzgebirge. Mit Schwibbögen und Engeln erleuchtete Fenster, Holzpyramiden, Nussknacker und Räuchermännchen begleiten die ganze Adventszeit.

Das Licht spielte früher für die Bergleute in dieser Region eine wichtige Rolle. Sie fuhren im Dunkeln in den Berg und kamen im Dunkeln nach Hause. Dabei gingen sie einer sehr gefährlichen Arbeit nach. Die in die Fenster gestellten Lichter sollten sie daher sicher nach Hause geleiten.

Die Schnitz- und Klöppelkunst im Erzgebirge ist schon einige Jahrhunderte alt und sicherte früher den Familien der Bergleute einen zusätzlichen Verdienst. Geschnitzt wurden in erster Linie Nussknacker, Engel und Räuchermännchen mit unterschiedlichen Motiven aus dem Lebensalltag der Bergleute. Die ersten Nussknacker und Räuchermännchen wurden Ende des 19. Jahrhunderts erwähnt. Sie sind wahrscheinlich - ebenso wie die Pyramiden - zuerst in Seiffen und Umgebung entstanden.

Weitere erzgebirgische Traditionen aus der Adventszeit sind die „Mettenschicht“ und der „Hutzenabend“. Die Mettenschicht war die letzte Schicht vor Weihnachten und wird heute noch vielerorts feierlich begangen. Beim Hutzenabend trafen sich Männer und Frauen zum Klöppeln und Schnitzen, um so Feuerholz zu sparen. Bei der Arbeit wurden Geschichten erzählt und Lieder gesungen.

Heute sind beide Traditionen leider Teil einer kommerzialisierten volkstümelnden Tradition geworden. Und die Nussknacker, Pyramiden oder Räuchermännchen kommen entweder aus Fernost oder werden überteuert mit Echtheitszertifikat an gut betuchte Touristen auf Weihnachtsmärkten in ganz Deutschland verkauft. Und die Schwibbögen erhellen längst nicht mehr nur die Fenster in verschneiten Städten und Dörfern im Gebirge, sondern werden in ganz Deutschland durch neonfarbene, rot und blau blinkende LED-Lichterketten, illuminierte Elche und andere blinkende Geschmacklosigkeiten ersetzt.

Eine weihnachtliche Besonderheit im Erzgebirge ist das Festessen am Abend des 24.12.: die „Neinerlaa“ (Neunerlei). Dabei werden Punkt 18.00 Uhr neun Speisen auf dem Tisch serviert: eine Suppe, Gans, Ente oder Pute, grüne Klöße, Rotkohl, Sauerkraut, Rosenkohl, ein Salat aus Sellerie und rote Beete sowie ein Brot, das mit einem Pfennig oder Cent darunter auf den Tischgelegt wird. So soll das Geld im folgenden Jahr nie ausgehen. Die „grünen Klöße“ ähneln den thüringischen Klößen, werden aber zu einem Drittel aus gekochten und zu zwei Dritteln aus rohen Kartoffeln hergestellt. Im Unterschied zu Thüringer Klößen werden sie nicht geschwefelt, so dass sie nach einer gewissen Zeit dunkel bis grünlich werden. Daher die Bezeichnung „grüne Klöße“.

Die Erwachsenen bleiben die ganze Nacht auf und gehen dann gegen 4.00 Uhr morgens zur Kirche, wenn vom Kirchturm aus Weihnachten eingeblasen wird. Dann folgt um 05.00 Uhr in der Früh die Christmette, der weihnachtliche Gottesdienst.  

m_fld15_800px-erzgebirgischer_schwibbogen_001 News & Aktuelles - Fröhliche Weihnachten - Spracheninstitut Universität Leipzig
Schwibbogen. Foto: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons
FaLang translation system by Faboba