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El día de los muertos

Der Tag, an dem die Mexikaner der Toten gedenken

Maria Sipaila

Wie kann man einem Europäer den mexikanischen Día de los Muertos (Totentag) erklären, ohne dass ihn die Fröhlichkeit des Festes, die farbige Dekoration der Straßen, die Süßigkeiten in Form von Skeletten oder Totenköpfen, die man in jedem Geschäft finden kann, oder die fröhlichen Picknicks auf dem Friedhof abschreckt? Wie kann man in Mexiko so einem traurigen Ereignis, wie dem Tod eines geliebten Menschen, so fröhlich begegnen?

Das waren meine Gedanken, als ich versuchte, einen Text über die Feierlichkeiten zum Totentag in Mexiko zu schreiben... ich bin selber keine Mexikanerin und hatte auch nicht das Glück, an diesem Feiertag in Mexiko zu sein. Jedoch finde ich die Art und Weise, den Tod als eine „Übergangsphase im unendlichen Kreislauf“ (La muerte como fase de un ciclo infinito.) zu verstehen, viel schöner als die westliche Konzeption des Todes als Schlusspunkt des Lebens... 

Ich ließ mich von Texten mexikanischer Autoren, wie Octavio Paz, von diesem Thema faszinieren und somit kann ich auch erzählen, was man über diesen Tag wissen sollte: In der Nacht vom 1. zum 2. November kehren die Seelen der Verstorbenen zurück und zusammen mit den Angehörigen wird dieses Zusammentreffen gefeiert.

Das Fest

Bereits einige Wochen vor dem Totentag werden Vorbereitungen für die Feierlichkeit am 1. November getroffen. Altäre werden in den Häusern aufgestellt, aber auch an öffentlichen Gebäuden kann man farbenprächtige Altäre finden. Sie thematisieren den Tod, oft mit einer ironischen Sichtweise. Auf den privaten Altären (auch „ofrendas“ genannt) stehen Fotos der Verstorbenen, ihr Lieblingsessen, ihre Lieblingsgetränke, Kerzen und die gelb-leuchtenden Cempasúchil-Blumen, die den Weg nach Hause weisen sollen. Salz, Wasser und Handtücher stehen auch für die Reinigung des Reisenden neben dem Altar bereit sowie Süßigkeiten in Form von Totenköpfen und Skeletten. 

Wenn am Abend des 1. Novembers im Haus die Kerzen angezündet werden und ein Angehöriger der Familie die Namen aller Verstorbenen nennt, fängt die Zeremonie des Empfanges an. Die Verstorbenen werden zu einem festlichen Essen eingeladen. Oft werden die zubereiteten Speisen zusammengepackt und Tote und Lebende pilgern zusammen zum Friedhof, wo es verspeist wird. Die Gräber werden schon am 31. Oktober hergerichtet und bunt geschmückt. Die typischen gelben Cempasúchil-Blumen erfreuen den Blick der Totengräber. Die Stimmung auf den Friedhöfen ist fröhlich, die Atmosphäre erinnert an eine freudige Familienzusammenkunft. Bis in die frühen Morgenstunden wird gegessen, getanzt und musiziert. Danach, wenn man die Kerzen wieder ausmacht, wünscht man den Verstorbenen eine gute Reise und man bittet sie, nächstes Jahr wieder zu Besuch zu kommen.

Die Ofrendas

Die Ofrendas sind in der Regel siebenstufige Altäre, die im Haus stehen. Die Stufen symbolisieren die sieben Proben, die nach aztekischem Glauben die Seele braucht, um zur Ruhe zu gelangen. In diesen Älteren kann man folgende symbolische Elemente finden:

  • Auf der letzten Stufe findet man einen mit Cepasúchil-Blumen dekorierten Bogen, durch den die Seelen ins 8. Stadium gelangen.
  • Verschiedene Gefäße mit einer Flüssigkeit aus Thymian, Lorbeer, Rosmarin und Majoran, die vorher zusammen gekocht wurden, helfen mit ihrem angenehmen Duft den Verstorbenen, den Weg nach Hause zu finden.
  • Das Symbol Feuer ist in Form von Kerzen präsent und genauso wichtig wie das Wasser – das auch den Durst der angereisten Seelen stillen soll und ihrer Reinigung dient.
  • Auf dem Altar verstreut sind Maissamen, gelbe Cempasúchil-Blumen und Blüten, bunte Süßigkeiten in Form von Knochen, Totenköpfen oder angekleideten Skeletten, die immer lächeln. Zu finden ist auch das typische Pan de muerto (Totenbrot), das mit viel Liebe einige Tage davor zubereitet wird. Das Lieblingsessen des Verstorbenen sowie seine Lieblingsgetränke, Zigarren, persönliche Objekte, Fotos und Kleidung gehören auch zum Altar.
  • Der aztekischen Tradition ferner, aber vom Katholizismus beeinflusst, stehen auch Rosenkränze, Weihrauch oder auch Kreuze auf dem Altar. 

All diese Elemente sollen den Verstorbenen den Weg zurück zu den Lebenden ermöglichen bzw. den Aufenthalt angenehmer machen.

In den Feierlichkeiten zum Día de los muertos fließen verschiedene Traditionen zusammen: Den Ursprung finden einige Wissenschaftler in den Erntedank-Festen der Azteken, die im Juli und August gefeiert wurden. Dazu kommt die Tradition, den Toten etwas für den langen Weg zur Unterwelt zu geben: Essen, Getränke und Licht, damit sie den Weg finden... und zuletzt trug die Christianisierung der Urvölker Mexikos dazu bei, dass das Fest am Allerheiligen-Tag, also am 1. November, gefeiert wird und neue Symbole und Elemente hinzukamen.

Was vom Ursprung geblieben ist und was den Día de los muertos in Mexiko ausmacht, ist dieser lockere Umgang der Mexikaner mit dem Tod  und die Freude, die man auf den Straßen und auf den Friedhöfen spürt – was den Europäern befremdlich erscheinen könnte, aber etwas, was man auch von den alten Traditionen lernen könnte: Der Tod ist ein Teil des Lebens, es ist nicht das Ende, sondern eine Übergangsphase im unendlichen Kreislauf des Universums. 

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Día de los muertos
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