Foto: Jenny Elster (Eigenes Foto)

Interview mit Frau Dimitrova

Fragen zur Sprache, zur Mentalität und Bräuchen

Desislava Dimitrova

dimitrova Schwedisch - Interview mit Frau Dimitrova - Spracheninstitut Uni Leipzig

Fragen zur Sprache

dimitrova_neu Schwedisch - Interview mit Frau Dimitrova - Spracheninstitut Uni Leipzig

Auf welche Probleme stoßen besonders Deutsche beim Erlernen des Norwegischen und Schwedischen? 

Ich möchte lieber von Herausforderungen sprechen als von Problemen, denn dieses Wort ruft eher negative Assoziationen hervor. Meine Teilnehmer und ich sind motiviert, unsere Zielsprachen jeden Tag neu zu entdecken. Ihre Besonderheiten erfordern ein großes Herz für die Sprache und viel Fleiß. Sowohl das Norwegische als auch das Schwedische haben zwei verschiedene Akzente, die den Klang der Sprachen ausmachen. Für das erfolgreiche Erlernen benötigt man gutes Gehör, viel Übung und Gefühl.

Außerdem gibt es eine Reihe von falschen Freunden, gerade aufgrund der Ähnlichkeiten mit dem Deutschen. Die Grammatik wird oft unterschätzt, weil sie den Eindruck erweckt, einfach zu sein, man hat z. B. nur eine Form im Präsens und den anderen Tempora für alle Personen, für Plural und Singular, aber es ist nicht immer so einfach wie es scheint.

Die größte Herausforderung stellt vielleicht nicht das Sprachsystem dar, sondern die Kultur und das Gefühl, das die Wörter in sich tragen. Wörter sind nicht einfach Wörter, sondern sie haben eine Geschichte und stehen für Phänomene, die im deutschsprachigen Kulturraum nicht bekannt sind. Das Nachschlagen in einem Wörterbuch reicht nicht aus. Man sollte nach tiefer Einsicht und nach einem anderen Bewusstsein von der Welt streben.

Was ist besonders schön und/oder schwierig an Ihrer Sprache? 

Im Gegensatz zum Schwedischen und den meisten anderen Sprachen erlaubt die Standardisierung des Norwegischen eine Reihe von Varianten (in Bezug auf Aussprache, Grammatik usw.). Das kann schön sein, weil man die Freiheit hat, zu wählen, aber gleichzeitig schwierig, wenn man nur eine Variante kennt, plötzlich aber die Sprecher im Land eine andere verwenden.
Besonders schön an beiden Sprachen ist der Wortschatz.

gefroren Schwedisch - Interview mit Frau Dimitrova - Spracheninstitut Uni Leipzig
Haus in Schweden
Foto: J. Elster (Eigenes Foto)

Fragen zur Mentalität

Auf welche Überraschung sollten sich Deutsche einstellen, wenn Sie sich in Schweden und Norwegen aufhalten? Was ist anders dort als hier?

Die Skandinavier sind informeller als die Deutschen und duzen einander in allen Bereichen des öffentlichen Lebens. Das ist für jemanden, der aus einem Kulturkreis stammt, in dem Hierarchien wichtiger sind und durch die Anrede signalisiert werden, gewöhnungsbedürftig. Trotzdem ist du im Schwedischen und Norwegischen nicht mit du im Deutschen gleichzusetzen.
Eine andere Überraschung ist das Gesetz von Jante, das einen Verhaltenskodex sozialer Spielregeln darstellt und wie sich Schweden und Norweger dazu verhalten. Die Bescheidenheit ist ganz wichtig, auch wenn jeder seine Stärken hat. Sowohl Schweden als auch Norweger schätzen den Individualismus und haben Gesellschaften aufgebaut, in denen man in höchstem Grad unabhängig von anderen und frei sein kann.

Fragen über Weihnachten

Gibt es etwas Besonderes, was Sie an Weihnachten in Schweden und Norwegen mögen? Vermissen Sie das hier? 

Ja, die Figur nissen/tomten, der eine Art von Kobold ist, der auf dem Hof lebt und auf die Menschen und Tiere dort aufpasst. Er ist für uns nicht sichtbar, aber wenn wir schlafen, geht er umher und schaut nach dem Rechten. Er kann mit den Tieren sprechen und hinterlässt mystische Spuren. Zu Weihnachten bekommt er Weihnachtsbrei mit extra viel Butter, damit er bei guter Laune bleibt. Das ist sehr wichtig, denn wenn diese umschlägt, geben die Kühe keine Milch und anderes Unglück kann passieren.

Besonders in Schweden und Norwegen sind das Weihnachtsgebäck wie Pfefferkuchen und Lussekatter (Luciakatzen mit Safran) und die traditionellen Weihnachtsgerichte wie Janssons Versuchung in Schweden (Auflauf mit Fisch, Kartoffeln und Zwiebeln), pinnekjøtt in Norwegen (Lammrippe gepökelt und gegart). In beiden Ländern wird lutefisk/lutfisk gegessen. Das ist Laugenfisch, der zuerst getrocknet und dann gewässert wird.

lussekat Schwedisch - Interview mit Frau Dimitrova - Spracheninstitut Uni Leipzig
Lussekat
© PantherMedia / vaaseenaa

Wenn man das vermisst, kann man es hier wieder herstellen, durch Geschichten darüber oder indem man selber bäckt und kocht.
 

m_fld15_typisch-rot Schwedisch - Interview mit Frau Dimitrova - Spracheninstitut Uni Leipzig
verschneites Haus in Schweden
Foto: Jenny Elster (Eigenes Foto)
FaLang translation system by Faboba

Mehr Wissenswertes