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Interview mit Frau Abdullajeva

Fragen zu Sprache und Mentalität in Lettland

Diana Abdullajeva

Auf welche Probleme stoßen besonders Deutsche beim Erlernen des Lettischen?

Im Lettischen gibt es oft Lautwechsel bei der Konjugation, überdies werden die Verben dabei uneinheitlich konjugiert. Manche Vokale müssen länger ausgesprochen werden, was mit dem entsprechendem Zeichen vermerkt wird, allerdings fällt es den ungeübten Teilnehmern oft schwer, diesen Unterschied in der Länge der Vokale einzuprägen. 

Bitte nennen Sie uns 5 Tipps für alle, die Lettisch lernen möchten.

  1. Lernen Sie am Anfang kurze Sätze und passende Reaktionen für den Alltag auswendig, ohne sich in Grammatik zu vertiefen, da die lettische Grammatik auch für die Muttersprachler sehr kompliziert ist und schnell demotivieren kann. 

  2. Erlauben Sie sich, Fehler zu machen. 

  3. Sprechen Sie öfter die Wörter nach.

  4. Anstatt einzelne Wörter zu lernen, lernen Sie diese lieber in einem kurzen Satz.

  5. Seien Sie geduldig!

Worin unterscheidet sich der Alltag in Lettland und Deutschland besonders deutlich?

  • In Lettland kann der Namenstag wichtiger als der Geburtstag sein. Man müsste also jeden Tag im lettischen Kalender (z.B. http://vardadiena.com/kalendars/) prüfen, wer an dem Tag den Namenstag hat. Falls Sie jemanden aus Lettland kennen, der/die so heißt, wäre es schön, ihm/ihr zu gratulieren. 

  • Das Pilzsammeln nach dem Regen früh am Morgen (gegen 4:00 - 5:00 Uhr) ist sehr beliebt und gilt sogar für manche als ein Hobby.

  • Das Brot aus Roggenmehl (Rupjmaize) gilt als eines der Nationalgerichte Lettlands und ist oft in einem Nachtisch zu sehen.

  • Nach Brot und Kartoffeln ist Quark eine der beliebtesten Zutaten vieler Gerichte (auch Desserts). Quark mit Hering gilt als traditionelles Gericht. 

  • Auf den ersten Blick erscheinen die Letten sehr zurückhaltend und unfreundlich/unhöflich. Sie werden oft an der Kasse nicht begrüßt, Sie werden sehr selten (fast nie) hören „Einen schönen Tag noch!“. Aber man kann sich schnell mit den Letten befreunden, sogar nach dem ersten Treffen. Und diese Freundschaft wird nicht vorübergehend sein und die Menschen werden hilfsbereit und nett sein. 

  • In Lettland werden Sie fast nie etwas per Post bekommen (außer Werbung und Briefe von Amtsgericht oder Polizei). Fast alles wird digital in einem (!) Portal oder per E-Mail erledigt, auf Wunsch auch persönlich (nur mit dem Personalausweis, den Rest werden die Sachbearbeiter digital finden).

Welches sind die größten „Fettnäpfchen“, die auf einen Deutschen in Lettland warten?

Die älteren Menschen oder die, mit denen Sie nicht befreundet sind, müssen Sie immer in der „Sie-Form“ ansprechen. Das gilt auch für die Kollegen. Nur die älteren Menschen oder die Mitarbeiter, die als Vorgesetzte gelten, dürfen die „Du-Form“ vorschlagen. Es ist auch ganz normal in einem Gespräch, wenn einer die „Du-Form“ verwendet (z. B. der Chef) und der andere die „Sie-Form“. 

Gibt es ein Lebensmotto der Letten? Wenn ja, wie heißt es?

Es gibt eigentlich viele. Eines davon: „Aukstums - sliņķu ārsts“ (Die Kälte ist der Arzt der Faulen). Deswegen sind die Menschen in Lettland sehr fleißig 😊.

m_fld15_letgallen-1 Lettisch - Interview mit Frau Abdullajeva - Spracheninstitut Universität Leipzig
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