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Þorrablót

Das urisländische Fest mitten im Winter

Dr. K. Klammer

Mitten im tiefsten Winter feiern die Isländer Þorrablót. Dazu kommen Familie und Freunde zu einem Abendessen zusammen oder Vereine und Dorfgemeinschaften organisieren ein richtiges Event. Dabei werden Reden gehalten, Gedichte rezitiert und es gibt Trinksprüche. Damit knüpfen die Isländer an die vorchristliche Zeit an, denn die Reden und Gedichte sollten ursprünglich den Gott Thor ehren.

Das Abendessen fällt sehr deftig aus mit traditionellen Gerichten, wie z. B. Blutwurst, halbem Schafskopf, fermentiertem Hai, Trockenfisch, sauer eingelegtem Fleisch, verschiedenen Brotsorten und weiteren Gerichten. Diese Speisen (Þorramatur) gibt es im Supermarkt und auch Restaurants haben entsprechende Angebote. Ein Restaurant in Reykjavík hatte in den 1960er Jahren erstmals die Idee einer deftigen Platte mit diesen altisländischen Gerichten. Das kam so gut an, dass diese Gerichte bis heute das “traditionelle” Essen bilden.

Die Wurzeln von Þorrablót reichen weit zurück. Ursprünglich war es ein nordgermanisches Opferfest. Der Name ist abgeleitet vom Monat Þorri im alten isländischen Kalender und blót, was Opfer bedeutet. Später geriet Þorrablót in Vergessenheit und das für eine lange Zeit. Erst im 19. Jahrhundert erweckten Studenten Þorrablót zu neuem Leben. 1873 feierten sie in Kopenhagen das erste dokumentierte neuzeitliche Þorrablót. Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr. Es war die Zeit der isländischen Unabhängigkeitsbewegung. Die frühe isländische Geschichte war Teil der Identitätsstiftung. Þorrablót ist damit ein neu entdecktes, urisländisches Fest.

m_fld15_island_haifisch Isländisch - Þorrablót - Spracheninstitut Universität Leipzig
Haifisch mit Wodka
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